Klaus Schönenberg - Portal Home
Italia
Seit den 1980ern müssen wir immer wieder hin


Es ist anzunehmen, dass die Karten nach Corona neu gemischt werden und einige der genannten Lokationen nicht mehr oder nicht mehr in der genannten Form vorhanden sein werden.

Wer Italien auf Venedig konzentrieren will, wird ebenso scheitern, wie eine Reduzierung auf die toscanische Landschaft, auf Rom oder die Sixtinische Kapelle. Italien, dieses wunderschöne, abwechsungsreiche Land ist nicht zu reduzieren. Nicht auf die Nudel, nicht auf den Wein, die Natur und nicht auf jegwede Kunst.

Alles ist üppig vorhanden.

Venezia
Der Markusplatz, die zu Tode geknippsten Brücken, der Campanile haben wahrscheinlich jeder Kamera der Welt verachtend ins Objektiv gegrinst. Ein kurzes Verschnaufen ist dieser mit nichts vergleichbaren Lagunenstadt nur vergönnt, wenn sich abends die Massen wieder in die erschwinglichen Hotels auf dem Festland in Meghera und Mestre verkrümelt haben und nur mehr die besser Betuchten, die Paare 50+ die vielen kleinen und durchaus guten Osterias und Trattorias der kleinen Seitengassen bevölkern. Etwa das Vino Vino, unsere erklärte Lieblingseinkehr und ein Muss bei jedem unserer mitlerweile 20 Besuche dieser Stadt, auch wenn die Vergrößerung der Lokalität nicht gerade zur Qualitätssteigerung geführt hat. Einen Drink am Abend nimmt man gerne im Corner Pup. Der kurze Weg über die Accademia und ein Spaziergang durch die angenehme Atmo von Dorsuduro dienen der Entspannung. Und anschließend lässt man sich im Cantinone Storico einen Fisch braten. Da sitzt man brunetti-gleich direkt an einem kleinen Kanal.

Die einschlägigen Reiseführer werden viel mehr zu berichten haben, als ich das hier will. Keineswegs versäumen solltest du aber einen Besuch des "Ghettos" in Canareggio. Abseits der Strada Nova finden sich kleine verwinkelte Gässchen, gemütliche Campos mit der einen oder anderen kleinen Enotheka.

Kunst begegnet man in Venedig an jeder Straßenecke. Alte Kunst, ganz alte Kunst, neue Kunst. Überall hängen Plakate mit Hinweisen auf aktuelle Ausstellungen oder Kunstaktionen.

Wer sich, wie wir, hauptsächlich für Moderne Kunst interessiert, ist u.a. in der Guggenheim-Foundation gut aufgehoben. Peggy Guggenheim hat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Bekannt- und Liebschaften mit berühmten Künstlern eine umfangreiche Sammlung zusammengetragen, die in einer ständigen und in Wechselausstellungen öffentlich zugänglich sind. Das "Museum" bietet interessante Einblicke auch in das Privatleben der 1979 verstorbenen Kunstmäzenin mit dem berühmten Namen.

Übrigens...In meinem Buch Nubbel findest du eine Geschichte, die ihren kriminalistischen Ursprung in eben diesem Ausstellungsgebäude gefunden hat.

Und fahr mal mit der Vaporetto zur Guidecca rüber. Dort findest du einen anderen Menschenschlag. Ruhig, verschlossen. Aber mit der besseren Küche. Auf der vorgelagerten Insel San Giorgio Maggiore gibt es eine Basilika mit einem begehbaren Turm, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf die Lagunenstadt werfen kann.

So richtig spannend wird Venedig zur Karnevalszeit. Auf den Sträßchen begegnet man elegant verkleidete Menschen mit Masken. Das Volk ist auf dem Weg zu irgendeiner mehr oder minder teuren Veranstaltung in Theatern oder den großen Hotels. Aber aufgepasst! In der Jahreszeit ist kaum mit gutem Wetter zu rechnen und in den verwinkelten Gässchen hat sich schon manch ein angeschickerter Touri im Nebel verlaufen.

Auch Aqua Alta, der regelmäßige Überschwemmungszustand, ist nicht unbedingt spaßig. Man frau auch benötigt Gummistiefeln und Regenschirm. Letzteren weniger für Wasser von oben als zu Ertasten der Treppenstufen und Bordsteinkanten. Am besten rennt man einem Venezianer hinterher. Falls man einen findet.

La Biennale
Sie ist der eigentlich Grund unserer häufigen Visiten. Seit den 80ern besuchen wir sie regelmäßig. Das ist anstrengend und "eigentlich" braucht man 3..4 Tage, um annähernd alles zu sehen. Es ist immer brütendheiß. Egal, welchen Tag du dir aussuchst, es wird der heißeste Tag deines Venedigbesuchs sein. Glaube mir. Du kannst dich naiv an den Kaimauern, über die Brücken der Sette Martini und den Handtaschenverkäufern aus Westafrika entlangschleppen oder eine halbe Stunde auf einem rappelvollen Vaporetto-Boot in der Sonne brüten. Bei aller Neugier auf Kunst wird dir angesichts des "Paradiso" am Eingang zur Biennale der Sinn nach einer Erfrischung kommen.

Bereite dich vor. Unbedingt. Kauf dir ein "Kunstforum", dass regelmäßig wenige Tage nach Öffnung erscheint. Es ist sauschwer mitzuschleppen, aber es lohnt sich unbedingt, etwas über die ausgestellten Merkwürdigkeiten zu lesen. Und zu verstehen. "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." Das sagte Paul Klee und der muss es wissen, denn sein Kamel ist in der rhythmischen Baumlandschaft wirklich nicht so schnell auffindbar.
Nimm dir Zeit und versuche zu verstehen, was dir die KünstlerInnen erzählen wollen.

Nach der Pflicht kommt die Kür. Das Arsenale muss du nach den rund 30 Länderpavillions des Giardini unbedingt besuchen.

Wenn du noch laufen kannst, nimm´ den Weg durch den Garten und die Via Garibaldi Richtung Arsenale. Zum Einen kommst du an Venedigs bester Eisdiele "Basego" vorbei, zum Anderen kürzt du gewaltig über die Brücke des Rio Tana zum Eingang der Ausstellung ab. Das gekaufte Ticket gilt auch für den Besuch des Arsenale sowie anderen Ausstellungen in der Stadt.

Während im Giardini die "wichtige" Kunst zu missverstehen ist, findest du im Arsenale "gute" Kunst. Zwei lange-lange ehemalige Werkhallen der venezianischen Werften bieten Platz für all´ die Künstler, die in den oft von den Außenministerien der einzelnen Ländern organisierten Pavillions im Giardini nicht berücksichtigt wurden. Die Biennale ist ein Produkt der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Die Staaten, die damals "wichtig" waren, haben im Giardini ihre traditionellen Länder-Pavilions. Im Arsenale findest du hingegen ein scheinbar chaotisches Durcheinander, das nur in wenigen Ausnahmen nach Landesgrenzen sortiert ist.

Wie immer auf Reisen gilt: Vorwitzig entdecken!

Und sonst...?
Das Schönste am Aufenthalt sind die die frühen Morgenstunden, wenn die Ströme der Touristen noch nicht mit ihren Bussen eingeflutet sind. Dann gehört Venedig den Venezianern. Und dir, wenn du um sechs in der Früh einen Kaffee holst, dich irgendwo ins Sönnchen setzt und der Stadt beim Aufwachen zuschaust.

Restaurants sind mehr als reichlich vorhanden. In der Calle de le Botteghe gibt es auf der Ecke zum Campo eine der besseren Eisdielen auf San Marco. Zwei Häuser weiter befindet sich eine kleine Bodega, wo es im Fenster an der Theke sehr leckere Tröpfchen zum Trinken und allerlei Leckereien zum Naschen gibt. Nebenan in der Trattoria pflege ich regelmäßig meine Ankunfts-Spaghetti-Vongole zu verzehren. Ein Haken links um die Ecke befindet sich unser Stammquartier mit Dachgarten. Alimentari direkt gegenüber.

Wie hin und wie wieder zurück?
Da kann jede/r seine Vorlieben entwickeln. Wir sind schon mit dem Auto bis zum Parkplatz des Hotels auf dem Lodo kutschiert (Fähre). Aber da drüben ist man ziemlich abgeschnitten und muss alles via Vaporetto erledigen.

Wir wohnen auf San Marco in Seitenstraßen. Da wir meistens zu Viert unterwegs sind, lohnt sich eine Wohnung. (z.B.: www.veniceredhouse.com). Die Hotelzimmer sind eng, die Hotels ebenso und die großen Palazzos unverschämt teuer und ungemütlich.

Der Flieger bringt uns nach VCE. Der liegt 20km von Venedig entfernt. Tipp: Ticket für Privat-Shuttle im Flughafen kaufen. Das kostet für 4 Personen (2019) 100 Euro statt der üblichen 60, ist aber in 30min genau dort, wo wir hinwollen.10min laufen zur Boots-Haltestelle. Das Linienboot fährt gefühlt einmal rund um Sizilien, hält an jeder Milchkanne und braucht weit über eine Stunde zum Bahnhof am Piazzale Roma, wo du dir dann ein Boot zu deiner Bleibe suchen muss. Ersatzweise: Laatschen und Koffer über Brücken und Stuffen schleppend die Lust auf die Stadt verlieren. Mach datt nit und nimm ein Shuttle-Taxi.

Da wir Venedig nicht zum Heimweg verlassen, sondern uns per Leihwagen nach Süden aufmachen, bewegen wir uns per Wassertaxi zur Piazzale Roma. Dort sind alle namhaften Autovermieter. Das vorbestellte Fahrzeug war bisher stets pünktlich und sehr problemlos zur Stelle. Hertz, Sixt, Europcar - alles schon gehabt. In weniger als 5 Minuten bist du über die Libertà auf der Autostrada E57/E70 Richtung Padua und Bologna.

Nebenbei: Ich habe im abgelegensten Nest Umbriens unseren Kombi zerlegt, was zur stundenlangen Sperrung der einzigen Zufahrtsstraße führte. Hertz kam mit einem Abschlepper von Sixt, karrte uns zu einem Autohof, zwei Unterschriften und nach 4 Stunden waren wir wieder mobil.



...to be continued...

Eindrücke aus der Toscana und Umbrien folgen, wenn ich Zick hann.






(Fotos: ksausw, Irmgard und Wolfgang Schmelzinger)